OV Harlaching: Die Auswirkungen von Corona - Diskussion mit Anne Hübner

18. Juni 2020

Social distancing" heißt nicht, seinen Ortsverein hängen zu lassen!

Corona: Wie ergeht es den Menschen in unserem Viertel? Wie den Einzelhändler*innen, Angestellten, Selbstständigen, Eltern, Rentner*innen, ...? Wie ergeht es unseren Genoss*innen? Welche Erwartungen an die Politik gibt es? Welche Forderungen müssen wir stellen? Wo können wir helfen?

Soziales Engagement

Eines hat unser digitales Treffen gezeigt: Die Erfahrungen mit den Auswirkungen der Corona-Krise unterscheiden sich stark. Alle sind auf unterschiedliche Weise betroffen. Umso wichtiger sind Solidariät und gegenseitige Unterstützung.

„Arbeitslosengeld II kann seit Ausbruch der Corona-Krise unbürokratisch und ohne große Vermögensprüfung beantragt werden. Warum ging das nicht vorher schon? Meine Hoffnung wäre, dass vielen von den Erleichterungen auch in Zukunft beibehalten wird.“
Anne Hübner, Stadträtin, Fraktionssprecherin der SPD

„Ich unterstütze ehrenamtlich Kinder in der Grundschule beim Lernen. Leider ist es so, dass gerade die Kinder, für die diese Hilfe am notwendigsten ist, kaum noch erreichbar sind, weil sie oft keinen Zugang zu geeigneter Technik haben.“
Hedwig Höcherl, Rentnerin

Anne Hübner
Anne Hübner, Fraktionssprecherin der SPD im Münchner Stadtrat

„Bedürftige Kinder und Jugendliche (10-15 Jahre) erhalten einen Zuschuss zu einem Laptop, Tablet oder PC. Es ist wichtig, dass diese Leistung bekannt ist und auch in Anspruch genommen wird, damit wir Bildungsnachteile ausgleichen können. Diesen Zuschuss erhalten auch bedürftige Seniorinnen und Senioren.“
Anne Hübner, Stadträtin, Fraktionssprecherin der SPD

Informationen zum Zuschuss beim Laptopkauf
Zuschüsse auch für Senior*innen

„Ich bin beruflich viel unterwegs und mir fällt auf, dass obdachlose Menschen in der letzten Zeit immer weniger sichtbar sind.“
Jutta Stahl, Angestellte

„Wir haben eine Einkaufsnachbarschaftshilfe aufgebaut. Zum Glück profitieren meine eigenen Eltern, die nicht in München leben, auch von solchen Angeboten vor Ort. Hier kann ich etwas zurückgeben.“
Birgit Knoblach, SPD Obergiesing-Fasangarten, BA 17

„Ich engagiere mich für die Lesefüchse. Wir lesen Kindern in Grundschule. und Bibliotheken vor, damit sie einen Zugang zu Sprache und Literatur finden. Unsere Leseeinsätze sind zuerst einmal natürlich weggefallen. Wir arbeiten jetzt online. Und wir entwickeln Konzepte, wie es später im direkten Kontakt weitergehen kann. Mittelfristig können notwendige Veränderungen auch die Finanzierung unseres Vereins beeinflussen.“
Hans-Peter Meier, Journalist

Kultur

In besonderer Weise betroffen sind Künstler*innen, die durch die Einschränkungen nicht mehr arbeiten können. Die Bedeutung, die aber die Künste gerade in diesen Zeiten für die Menschen haben, stellt Andrea Pancur durch ein paar einfache Fragen heraus: „Wer von Euch hat in den letzten Wochen ein Buch gelesen? Musik gehört? Einen Film gesehen? Richtig: alle!"

"Als Musikerin ist mir innerhalb von 48 Stunden alles weggebrochen, so schnell konnte ich gar nicht ans Telefon gehen, wie die Absagen kamen. Mittlerweile mache ich alles online. Für Musikunterricht ist das aber ein schlechter Ersatz, die Gleichzeitigkeit ist einfach digital so nicht gegeben. Ich habe Soforthilfe bekommen, aber der Lebensunterhalt kann mit Soforthilfe nicht gedeckt werden. Projekte wie Kultur vor dem Fenster können helfen und sollten unbedingt auch in München möglich gemacht werden.“
Andrea Pancur, Musikerin

Unser Antrag Kulturförderung in Zeiten von Corona - Mai 2020 (PDF)
Antrag im Stadtrat zu "Kultur vor dem Fenster"

„Die gewaltigen Ausgaben für die Sanierung des Gasteigs sehe ich gerade in diesen Zeiten sehr kritisch. Es wäre wünschenswert, das Geld für die Herausvorderungen im sozialen Bereich und für Künstler *innen zu verwenden.“
Hannes Sporer, Rentner

„Wir werden uns im Stadtrat mit dem Gasteigprojekt in den nächsten Monaten genau beschäftigen und es in einzelnen Modulen anschauen.“
Christian Vorländer, Stadtrat

„Gute Nachrichten: Es werden kurzfristig Freiflächen ausgewiesen, sogar auf Parkplätzen. Die Gebühren der Stadt dafür werden soweit wie möglich abgesenkt und alle bestehenden Gebührenforderungen sind gestundet.“
Hans Wegner, Patentanwalt

Arbeit und Unternehmen

Betroffene Unternehmer*innen und Selbstständige berichten von ihren Schwierigkeiten. Manuel Biebl weist darauf hin, dass leider auch in vielen Betrieben der Druck auf Arbeitnehmer*innen steigt. Kurzarbeit ist kein Allheilmittel.

„Dass Banken mit unbürokratischer Stundung von Tilgungen und Zinszahlungen helfen, habe ich nicht erlebt. Soforthilfe und Kurzarbeit helfen, den Engpass in unserer Praxis zur überwinden.“
Hans-Joachim Kirlum, Kinderchirurg

„Ich biete Coachings und Seminare an. Wenn das Telefon geklingelt hat, waren es Ankündigungen, dass vereinbarte Termine ausfallen müssen. Nur Einzelcoachings können teilweise online stattfinden. Mein nächster größerer Auftrag ist erst im Oktober.“
Birgit Knoblach, Organisationsentwicklung und Coaching

„Ich bin Informatiker und meine Firma verkauft digitale Lösungen für die Herz-Kreislaufdiagnostik. Mein Arbeitsbereich, das Klinik-Geschäft, läuft tatsächlich weiterhin gut, als Hersteller hat es uns dennoch getroffen. Beruflich und privat kann ich somit nicht klagen. Mit Sorge betrachte ich allerdings die Spannungen in der Gesellschaft und das Verbreiten von Verschwörungstheorien.“
Rüdiger Wolf-Sebottendorff

„Der Vollmar-Akademie geht es nicht gut. Natürlich können keine Veranstaltungen und Seminare stattfinden. Unsere Mitarbeiterinnen sind in Kurzarbeit. Wir sind auf Unterstützung durch Fördermitglieder angewiesen. Darum werbe ich! Es geht ganz einfach auf der* Webseite der Vollmar-Akademie.“ Carmen König-Rothemund, Vorsitzende Georg-von-Vollmar-Akademie e.V.

Verkehr

"Wenn ich mit dem Fahrrad zwischen Harlaching und dem Hauptbahnhof unterwegs bin zu meinen Einsätzen als Lokomotivführer, fällt mir auf, dass in der Corona-Zeit deutlich mehr Menschen auf Fahrrädern durch die Stadt fahren. Ich fände es schön, wenn das so bleiben könnte. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, in der Stadt und unserem Viertel dem Radverkehr deutlich mehr Platz einzuräumen. Ich fahre die Fernzüge der Deutschen Bahn, diese sind aktuell fast leer. Ich wünsche mir, dass die Menschen nach der Krise wieder einsteigen und der Ausbau der Eisenbahn weiter im Fokus der Politik bleibt. Verkehrswende und Klimaschutz gelingen nur mit einer leistungsfähigen Eisenbahn."
Justus Janssen, Lokomotivführer

Zum Schluss

„Bitte gebt Eure Sorgen und Anliegen immer an die Stadträt*innen weiter. Wir sind immer ansprechbar und versuchen zu tun, was in unseren Möglichkeiten steht. Gesagt Getan Gerecht – das wollen wir jeden Tag als ehrlichen Anspruch verstehen.“
Christian Vorländer, Stadtrat

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